Mehr als 30 Jahre lang fotografierte der inzwischen 81-jährige
tschechische Künstler Miroslav Tichý fast ausschließlich Menschen in seiner Heimatstadt Kyjov in Südmähren. Mit selbst gebauten Kameras, Teleobjektiven und selbst konstruierten Entwicklungsvorrichtungen entstanden meist unscharfe, geheimnisvoll belichtete und häufig mit Bleistift und Schere nachbearbeitete Schwarz-Weiß-Bilder von badenden Frauen, von der Verkäuferin nebenan, von spielenden Kindern in der Schule und Mädchen beim Tanz. Immer wieder hob er einige Fotos durch selbst gemalte Rahmen hervor.
»Fotografieren ist Malen mit Licht« und »Du musst etwas schlecht machen, damit es wahrgenommen wird«, so zwei Aussagen Miroslav Tichýs, die seine künstlerische Haltung auf den Punkt bringen. Die Kunstwelt nahm ihn nicht wahr, und er selbst mied fast jeden Kontakt zur Außenwelt. So entstand von einem völlig autarken Künstler ein isoliertes Gesamtwerk
voller Schönheit und Poesie.