Das Vorarlberger Landesmuseum durchläuft eine spannende Phase der Transformation, an deren Ende die Eröffnung des Erweiterungs- und Neubaus im Jahr 2012 steht. Um Platz für die Bauarbeiten zu schaffen, schließt das Museum im Herbst 2009 seine Pforten. Davor aber „verabschiedet“ sich das Haus mit einer besonderen Ausstellung.
Diese letzte Sommerausstellung vor dem Umbau ist dem Thema Schnee gewidmet. Dass er die Vorarlberger Landschaft prägt und für den Tourismus unentbehrlich ist, ist für das Landesmuseum Anlass genug, nach seiner sich wandelnden Wahrnehmung und deren ästhetischen Wurzeln zu fragen. Unter dem Titel „Schnee - Eine Sommerausstellung. Spuren in Kunst und Kultur“ vereint die Ausstellung Kunstwerke von 1800 bis heute.
Die Ausstellung versteht sich als kulturgeschichtliche Untersuchung und umfasst sieben Kapitel. Der Reigen setzt mit der künstlerischen Eroberung der Alpenwelt in der Vorromantik ein. Als sich mit der „heroischen Landschaft“ um 1800 die Bildikonographie ändert und Gletscher bildwürdig werden, verändert sich auch die Position von Künstler und Publikum. Im Fokus steht die Wahrnehmung des „Erhabenen und majestätisch Schönen“.
Ein bis dahin nur aus großer Distanz betrachtetes Naturphänomen rückt näher und wird realer, erfährt wissenschaftliche Aufarbeitung. Gleichzeitig begreift man nun den Schnee als ästhetisches Phänomen – die bedrohliche Naturgewalt mutiert zur weißen, verschneiten Wildnis. Künstlerischen Ausdruck findet der Schnee in der Folge auch in den berühmten „en plein soleil“-Darstellungen der Impressionisten, die u.a. durch Claude Monet in der Ausstellung vertreten sind. Andere Künstler von Weltrang wie Segantini, Kirchner, Kandinsky, Dix u.v.m, geben den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung Einblick in die Variationen des Themas in weiteren Kunstrichtungen und -epochen wie Symbolismus, Expressionismus und der Moderne.
Obwohl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der affirmative Aspekt und der „glänzende“ Schnee im Vordergrund stehen, verschwindet das Wissen um die dunklen Seiten trotz aller erfolgreichen Zähmungsversuche nie ganz. Ein eigenes Kapitel ist der frühen Fotografie im grenzüberschreitenden Vergleich Graubünden, Vorarlberg und Tirol gewidmet. Frühe Tourismusplakate, die den Lifestyle-Aspekt des Schnees wiedergeben, werden ebenso vertreten sein wie Spiel- und Dokumentarfilme sowie Fotoaufnahmen, die Freud und Leid der Auswirkungen des Schnees belegen. Abgerundet wird dieses Kapitel durch Objekte, die den kulturellen, modischen und sportlichen Umgang mit der „weißen Pracht“ erlebbar machen.
Abschließend greifen ausgewählte Positionen zeitgenössischer Künstler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz die Leitthemen der vorangegangenen Kapitel auf und stellen u.a. die Frage nach „zuviel und zuwenig“ Schnee in der heutigen Zeit.
Wie zuvor bei der Angelika Kauffmann in Schwarzenberg und der Gold-Ausstellung in Feldkirch, so wird es auch 2009 wieder einen zweiten Ausstellungsort für die Sommerausstellung des Vorarlberger Landesmuseum geben. Einer der international prominentesten Skiorte steht sinnbildlich für all jene bereits genannten Werte und Bedeutungen des Schnees: Lech am Arlberg. Daher ist es für das Landesmuseum eine große Freude und ein Gewinn für die Ausstellung, Lech als zweiten Ausstellungsort der Sommerausstellung 2009 präsentieren zu dürfen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen namhafter Autorinnen und Autoren.
Kurator: Dr. Tobias G. Natter
Eröffnung: 19.06.2009
Öffnungszeiten:
Di - So 10.00 - 18.00 Uhr
Do 10.00 - 20.00 Uhr
Mo geschlossen
Während der Bregenzer Festspiele (22.07. - 23.08.2009) sind die Öffnungszeiten täglich von 10.00 - 20.00 Uhr
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